
Das Sonnenvitamin: Vitamin D3
Jeder hat bereits davon gehört oder vielleicht sogar eingenommen. Die Rede ist von Vitamin D3. Häufig als das Sonnenvitamin angepriesen, wird es vor allem während der kalten Wintertagen empfohlen. Auch bei Autoimmunerkrankungen oder bei der Prävention soll dieses über weitreichende positive Eigenschaften verfügen. Ziel dieses Beitrages ist es euch einen Überblick über die wichtigsten Informationen zum Sonnenvitamin zu geben.
1. Was genau ist Vitamin D3?
Vitamin D, ein Cholecalciferol, ist ein fettlösliches Vitamin, welches hauptsächlich durch Sonnenstrahlung gebildet wird und über die Nahrung aufgenommen werden kann. Während es über die Haut aufgenommen etwa 80–90 % des menschlichen Bedarfs deckt, kann es über die Nahrung nur in geringem Maße aufgenommen werden. Die wichtigsten Quellen sind hierbei fetthaltiger Fisch wie Makrele, Lebertran, Eigelb und Shiitake. Im Vergleich: während über die Nahrung etwa 40–400 IU (international units) gebildet werden, können es bei etwa 20 min Sonnenbaden bis zu 10.000 IU werden [Myhr et al.(2019)]. In Abbildung 1 ist der Metabolismus von Vitamin D abgebildet. Vitamin D durchläuft nach der Aufnahme über die Haut oder die Ernährung mehrere Prozesse, welche letztendlich zur aktiven Form 1,25-dihydroxy Vitamin D führen. Die Vorstufe, 25-hydroxyvitamin D (25(OH)D), ist das vorwiegend zirkulierende Vitamin und wird aus diesem Grund in Bluttests und in wissenschaftlichen Publikationen ermittelt.
Abbildung 1: Metabolismus von Vitamin D [angepasst von Ascherio et al. (2010)]
Die Produktion von Vitamin D3 über die Haut ist allerdings durch spezifische Einflussfaktoren charakterisiert. Besonders nennenswert sind in diesem Zusammenhang:
- Geografische Lage des Wohnortes
- Dauer der Sonnenexposition (z.B durch die Arbeit im Freien)
- Hautfarbe
- Alter
- Sonnenschutz
- Umweltfaktoren (Winterzeit, Ozonlevel, Luftverschmutzung) [Ascherio et al.(2010)]
Veränderungen in der Gesellschaft, wie beispielsweise des Arbeitsortes, haben in den vergangenen 100 Jahren zu einem weitverbreiteten Vitamin D‑Mangel geführt. Die Folgen eines Vitamin D Mangels sind vielfältig, wobei ein Einfluss auf die folgenden Erkrankungen beobachtet werden konnten [Sintzel et al. (2018)]:
- Knochenschwund
- Krebs
- Kardiovaskuläre Erkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
2. Wofür wird es benötigt?
Allgemein kann Vitamin D3 als natürlicher Immunmodulator bezeichnet werden, welcher in der Lage ist Immunreaktionen zu regulieren. Daneben spielt Vitamin D3 eine wesentliche Rolle bei vielen Prozessen. So induziert es anti-entzündliche Prozesse und schränkt das Wachstum sowie die Vermehrung von B‑Zellen ein [Myhr et al. (2009)]. B‑Zellen sind bei Autoimmunerkrankungen von besonderem Interesse, da sie nach der Heranreifung zu Plasmazellen, Antikörper bilden, und so in der Lage sind Autoimmunerkrankungen zu verschlimmern. Weitere Aufgaben sind die Auslösung des programmierten Zelltodes (Apoptose) und die Aufrechterhaltung von gesunden Calcium- und Phosphorgehalten im Serum [Khosravi-Largani et al.(2018)]
3. Supplementierung
Grundsätzlich sollte eine Vitamin D3-Einnahme erst nach Rücksprache mit einem Arzt und nach einer Kontrolle des Blutbildes erfolgen. In diesem Zusammenhang hat die Endocrine Society eine Übersicht über den Vitamin-D-Status erstellt. 25(OH)D‑Werte unterhalb 20 ng/mL werden als unzureichend festgelegt. Während Werte oberhalb von 30 ng/mL aus ausreichend gelten, liegt der Idealwert zwischen 40–60 ng/mL. Die Endocrine Society stuft Werte bis 100 ng/mL als bedenkenlos ein, empfiehlt jedoch bei Erwachsenen eine Tagesdosis zwischen 1500 und 2000 IU/Tag. Die empfohlene Obergrenze liegt bei 10.000 IU/Tag.
Wagner et al. (2017), stufen mittlere Dosen zwischen 2000 und 4000 IU/Tag als bedenkenlos ein, welche einen Vitamin D3-Mangel korrigieren und auf einen empfohlenen Wert zwischen 30–60 ng/mL einstellen können.
4. Welche Risiken liegen vor?
Einige Studien konnten bei exzessiven Vitamin D3-Gaben eine sogenannte Hypercalcämie hervorrufen. Diese ist durch einen erhöhten Calciumgehalt im Blut charakterisiert, welche unter anderem zu Nierensteinen führen kann. Dieses Auftreten ist allerdings erst bei Dosen über 10.000 IU/Tag zu erwarten [Myhr et al.(2009)]. Weitere Studien in diesem Zusammenhang konnten jedoch zeigen, dass tägliche Dosen von 40.000 IU/Tag zu keinen nennenswerten Nebenwirkungen geführt hat [Kimball et al.(2007)].
Bei einer vermuteten Vitamin D‑Überdosierung kann ein Urintest Klarheit bringen. Dieser misst die Calciumausscheidungen im Urin und dient so als empfindlicher Indikator.
5. Vitamin D‑Therapie bei MS
Obwohl bei MS-Patienten häufig ein Mangel an Vitamin D3 vorliegt, (25(OH)D Serumlevel um 20 ng/mL), ist die Gabe von Vitamin D3 als ergänzende Therapie bisher kein Standard. Häufig findet man in der Literatur lediglich die Anmerkung, dass bisher zu wenige Forschungsergebnisse vorliegen, die eine nachgewiesene Wirkung bei MS aufzeigen.
Trotzdem sprechen sich viele Autoren grundsätzlich für die Gabe von Vitamin D3 während der Erkrankung sowie präventiv aus. Die Gründe hierfür sind beachtlich. Ascherio et al. (2014) und Mowry et al. (2012) konnten zeigen, dass hohe 25-OH‑D Serumlevel zu einer verringerten Anzahl an Läsionen führt. Darüber hinaus konnte in weiteren Studien zwischen 2010 und 2016 bei einer Erhöhung des Serumlevels um 20 ng/mL, ein Rückgang des Rückfalls um 50–70 % gezeigt werden. [Ascherio et al. (2014)], [Mowry et al. (2010)], [Laursen et al. (2016b)], [Pierrot-Deseilligny et al.(2012)],[Simpson et al. (2012)] .
Weitere Vorteile sind die einfache, günstige und sichere Einnahme [Dörr et al.(2013)].
5. Zusammenfassung
Vitamin D3 ist Bestandteil wesentlicher Prozesse und trägt erheblich zu unserer Gesundheit bei. Leider führt der westliche Lebensstil jedoch häufig zu einem Mangel dieses Vitamins. Ob Krebs, chronische oder kardiovaskuläre Erkrankungen, ein Mangel kann zu weitreichenden Folgen führen. Die Aufnahme von Vitamin D erfolgt im Allgemeinen über zwei Wege (Ernährung, Haut), wobei letzteres anteilig überwiegt. Die Einnahme von Vitamin D3-Präparaten verfügt über vielerlei Vorteile. So ist es einfach, günstig und kann bei erwiesenen Mangelzuständen hilfreich sein. Darüber hinaus ist die Einnahme von bis zu 10.000 Einheiten (IU) pro Tag als unbedenklich einzustufen.
Vor allem bei MS kann es förderlich für den Krankheitsverlauf sein. So verringert es die Anzahl an Läsionen und führt letztendlich zu einer verringerten Rückfallwahrscheinlichkeit um bis zu 70%.
Ich hoffe ich konnte dir in diesem Beitrag die besonderen Eigenschaften von Vitamin D3 näherbringen. Solltest du bisher keine Untersuchungen in diesem Bereich gemacht haben, lohnt es sich dieses Thema bei deinem nächsten Arztbesuch anzusprechen. Oft lohnt es sich auch bei deiner Apotheke vorbeizuschauen, die häufig ebenfalls Vitamin D3-Test anbietet. Lass deinen Vitamin D3-Status checken. Vielleicht kann es auch dir helfen 🙂
Denn du hast die Wahl, sein kein Opfer 😉
Claudia
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2 Kommentare
Ilke
Das ist ein sehr gelungener Artikel, meine Liebe. Ich habe viel bei dir gelernt. Danke! Wie schön, dass du den aktuellen Stand der Forschung miteinbeziehst. Das gefällt mir ganz besonders. LG ilke
75237884
Oh ich danke dir liebe Ilke :-*. Ich hoffe, ich kann dich auch in Zukunft begeistern