
Vitamin B12- Unentbehrlich oder vernachlässigbar?
Vitamin B12 wird häufig mit Erschöpfungszuständen in Verbindung gebracht. Auch in Zusammenhang mit unterschiedlichen Diäten (vegetarisch, vegan) ist vor allem dieses Vitamin von besonderer Bedeutung. Seit etwa 6 Monaten lebe ich vegan und habe mich in diesem Zusammenhang sehr mit Mangelerscheinungen und Nahrungsergänzungsmitteln beschäftigt. Wieso ich mit Vitamin B12 zwei Fliegen mit einer Klappe schlage, möchte ich dir in dieser kurzen Zusammenfassung erklären.
1. Was ist Vitamin B12 und wie wirkt es?
Vitamin B12, auch Cobalamin genannt, ist eine Schlüsselsubstanz, die in viele Prozesse eingebunden ist. So dient es zum einen als Cofaktor unterschiedlicher Methylierungsprozesse, bei welchen unter anderem Homocystein zu Methionin umgewandelt wird, welches für die Synthese von Folsäure nötig ist. Darüber hinaus wird es für die Bildung von Myelinscheiden und Nervenzellen gebraucht.
Im Gegensatz zu anderen Vitaminen kann Cobalamin nicht im Körper selbst synthetisiert werden und muss über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Die Quellen sind dabei ausschließlich tierischen Ursprungs, wobei Leber (Kalb, Rind, Schwein) als Hauptlieferant gilt. Wird die Ernährung insofern umgestellt, dass wenig bis kaum tierische Produkte auf dem Speiseplan stehen, sollte Cobalamin über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden, um einen Mangel vorzubeugen.
2. Einen Mangel erkennen und behandeln
Laut der Deutschen Gesellschafft für Ernährung liegt der Bedarf bei Erwachsenen bei rund 3 µg pro Tag. Während bei einer westlichen, hauptsächlich tierisch basierten Ernährung, ein Mangel eher selten ist [1], sind besonders Vegetarier und Veganer schnell von diesem betroffen. Weitere Risikofaktoren für einen Cobalaminmangel können durch eine Resorptionsstörung, ausgelöst durch gastrointestinale Erkrankungen wie beispielsweise Morbus Crohn, entstehen.
Ein Mangel äußert sich hauptsächlich durch Störungen des Gastrointestinaltraktes oder des Nervensystems [2]. Infolgedessen kann es in diesem Zusammenhang zu Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Durchfall kommen.
Schwerwiegendere Störungen sind bei neurologischen Merkmalen zu beobachten. Nach einer Entmarkung der Nervenfaser, kommt es im Anschluss zu einer Degeneration des Axons (Teil der Nervenfaser) und letztendlich zum Absterben der Nervenfaser [2]. Infolgedessen kann es zur Ausbildung von irreversiblen Störungen kommen, wobei besonders das Rückenmark, Gehirn sowie die Sehnerven betroffen sei können. In einigen Fällen treten, ähnlich wie bei MS, Läsionen im Hirn sowie Rückenmark auf.
3. Zusammenhang mit Multipler Sklerose
Aufgrund der genannten Zusammenhänge zwischen eines Cobalaminmangels sowie der Multiplen Sklerose, ist eine Differenzierung in einigen Fällen schwierig [3]. Neben den genannten Läsionen, konnten bei MS-Patienten geringe Cobalaminlevel im Serum sowie im Liquor nachgewiesen werden [4]. In anderen Studien konnten wiederrum keine Zusammenhänge zwischen MS und einem Cobalaminmangel festgestellt werden. Dennoch sprechen die positiven Eigenschaften von Cobalamin für sich. So verfügt es über eine nervenschützende sowie immunregulierende Wirkung, die sich positiv auf den Verlauf bei einer MS-Erkrankung auswirkt.
4. MS-Therapie
Die Behandlung mit Beta-Interferon sowie zum Teil mit Copaxone führte in einer Studie von Miller et al. 2005 zu einer auffälligen Abnahme an Cobalamin-Serum-Leveln. Grund hierfür ist die induzierte Unterdrückung von Entzündungen sowie Erhöhung von Reparaturprozessen, die mehr Cobalamin benötigen und so zu verminderten Werten im Plasma führen. Erfolgt parallel keine zusätzliche Gabe von Cobalamin, kann es aufgrund des höheren Bedarfs zu einem Mangel und letztendlich zu einer Verschlechterung von Symptomen kommen (Abbildung 1).
Abbildung 1: Zusammenhang zwischen eines Cobalaminmangels und Multipler Sklerose am Beispiel von Beta-Interferon, angepasst von Miller et al. (2005)
Die Gabe von Cobalamin ist bisher noch kein fester Bestandteil einer Standardbehandlung bei MS. Die Gründe hierfür sind unklar, denn die Vorteile sprechen für sich. Die Einnahme ist nicht nur sicher sowie kostengünstig, sondern führt zu einer Unterbrechung des Teufelskreises, welcher womöglich einen positiven Krankheitsverlauf stören könnte. Demzufolge wäre es lohnenswert seinen eigenen Serumspiegel zu kontrollieren und eine Gabe in Betracht zu ziehen bzw. mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Zusammenfassung
Obwohl die Studienlage oft nicht eindeutig ist, kann festgehalten werden, dass Cobalamin viele positive und essenzielle Eigenschaften besitzt. Es konnte außerdem gezeigt werden, dass ein Mangel weitreichende Folgen hat. So kann es zu einer Schädigung von Nervenfasern kommen, welche wiederrum als Basis für MS dienen (Trigger) oder einen positiven Krankheitsverlauf stören können. Von einem Mangel können nicht nur Veganer oder Personen mit Resorptionsstörungen betroffen sein, sondern auch MS-Patienten, welche spezielle Medikamente einnehmen (Beta-Interferon, Copaxone). Solltet ihr euch unsicher sein oder habt ihr weitere Fragen, lohnt es sich mit einem behandelnden Arzt zu sprechen.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem knappen Beitrag die wesentlichen Fakten von Cobalamin näherbringen. Solltest du Fragen oder Anmerkungen haben, stehe ich dir jederzeit zu Verfügung.
Dir brennt ein spezielles Thema unter den Nägeln oder du bist dir nicht sicher, wo du es nachlesen sollst? Lass es mich wissen und ich recherchiere gerne für dich.
Claudia
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