
Warum MS das größte Geschenk für mich ist

Multiple Sklerose. Hässliche Bezeichnung. Hässliche Erkrankung. Für jeden der sie hat, führt sie, wie bei vielen Erkrankungen, zu weitreichenden Folgen, über die ich bereits in einem meiner Beiträge geschrieben habe. Es gibt jede Menge negative Aspekte, aber was ist mit den Positiven? Gibt es überhaupt welche, wenn man so eine Diagnose bekommt? Ich bin ehrlich, als ich früher Beiträge von betroffenen Personen gelesen habe, die über ihre positive Einstellung referiert haben, dachte ich das wäre alles nur schöngeredet. Wie kann man denn bitte positiv sein, wenn jeder einem verklickern möchte, dass die Aussichten nicht so rosig sind? Das erschien mir doch etwas skurril.
Aber um auf meine vorherige Frage zurück zu kommen: klar, die gibt es!
1. Ernährungsumstellung und was sonst noch folgte
Mit der Zeit habe ich mich intensiv mit den Themen Ernährung sowie Bekämpfung und Vorbeugung von Entzündungen auseinandergesetzt. Ich habe verstanden, dass ich sehr wohl selbst in der Lage bin meine Situation zu verbessern, auch wenn jeder Andere das Gegenteil behauptet.
Schnell folgte eine Ernährungsumstellung, die trotz ihrer positiven Auswirkungen, mein Leben enorm auf den Kopf gestellt hat. Von glutenfreier über entzündungshemmender bis hin zur veganen Ernährung habe ich jede Menge ausprobiert. Das Endresultat ist eine glutenfreie und vegane Ernährung kombiniert mit entzündungshemmenden Lebensmitteln (Bsp. Kurkuma). Als negative Begleiterscheinung wurde ich, wie man sich vermutlich denken kann, nicht von nervigen Kommentaren und erstaunten Blicken verschont.
„Deine Ernährung ist ungesund“, „Du bekommst nachher noch einen Vitaminmangel“, „Fleisch gehört zu einer gesunden Ernährung dazu“, „Wieso verzichtest du auf Gluten? Das war doch früher auch kein Problem. “
Mir ist besonders aufgefallen, dass niemand in meinem Umfeld einen Zusammenhang zwischen Gesundheit/Krankheit und Ernährung kennt, bzw. ihn schon vermutet aber verdrängt. Du hast Schmerzen, dann nimmst du eine Tablette. Du hast Krämpfe nachdem du Milch getrunken hast? Dann solltest du schnell zum Arzt und dir etwas verschreiben lassen. Die meisten akzeptieren ihr Leiden, gehen zum Arzt aber ändern sonst NICHTS! Auf die Idee, dieses Lebensmittel für die Gesundheit einfach aus dem Ernährungsplan zu streichen, kommen die Wenigsten. Und so wurden alle Aspekte meiner Ernährung kritisch hinterfragt. Wieso verzichtest du auf Gluten? Die Möglichkeit, dass Gluten Auslöser einer Autoimmunerkrankung sein könnte, erscheint vielen zu verrückt, um wahr zu sein. Das sich Milchprodukte tatsächlich auf deine Hautunreinheiten auswirken können, kam schon eher in Frage. Als sich mein Hautbild tatsächlich verbessert hat, herrschte großes Staunen. Meine Ernährung hatte also tatsächlich Auswirkung auf meine Haut, also warum nicht auch auf meinen allgemeinen Gesundheitszustand? Skepsis machte sich breit, denn kann Ernährung das Allheilmittel sein? Bewegung und psychische Gesundheit sind natürlich nicht zu vernachlässigen. Allerdings nimmt die Ernährung einen besonders hohen Stellenwert bei der Genesung ein und sollte daher egal bei welcher Erkrankung immer überprüft werden.
2. Kleiner Schritt mit sehr großer Wirkung: Der Weg zur Leidenschaft
Ich habe schon immer gern gekocht, aber ich kann nicht behaupten, dass ich besonders darauf geachtet habe was ich zubereite. Die Aspekte Schnelligkeit und Sättigung standen dabei im Vordergrund. Heute ist es anders, denn meine Beziehung zu Lebensmitteln hat sich wesentlich verändert. Ich bin häufig gezwungen Umwege zu gehen, die auf den ersten Blick wie eine enorme Einschränkung aussehen. Unterwegs schnell was auf die Hand? Keine Chance! Bei einer glutenfreien und veganen Ernährung ist es so gut wie unmöglich eben etwas um die Ecke zu kaufen. Während andere zu belegten Brötchen oder Currywurst greifen, muss ich mich oft mit Obst und Salat zufriedengeben. Ich verspreche dir, auf Dauer ist es sehr unbefriedigend.
Gezwungenermaßen musste ich nun anfangen täglich selbst und vor allem anders zu kochen. Was am Anfang nach enorm viel Arbeit klingt, wurde irgendwann zur Selbstverständlichkeit. Auf der Suche nach Rezeptideen oder Kochtipps, waren mir vor allem die sozialen Netzwerke eine große Hilfe. Das Netzwerk rund um die Ernährung, egal, ob vegan, gluten‑, oder zuckerfrei, ist riesig.
Man stolpert über ungewöhnliche Zutaten wie Guarkernmehl oder Aqua Faba und wunderschön präsentierte Bilder. Meine Neugier Neues auszuprobieren wurde geweckt. Ich bin keine gelernte Köchin, Fotografin oder ein Medienprofi aber die intensive Beschäftigung mit Ernährung, das Kochen, Anrichten, Fotografieren hat mich zu meinem neuen Hobby gebracht. Darüber hinaus habe ich mir mittlerweile viele Kenntnisse auf dem Gebiet Ernährung und Gesundheit angeeignet und stelle immer wieder fest, dass diese Themen mittlerweile zu meiner absoluten Leidenschaft geworden sind.
Was kannst du jetzt für dich mitnehmen
Ich kann behaupten, dass ich ohne meine Diagnose und ohne meine Recherchen, vermutlich nie zu dieser Leidenschaft gekommen wäre.
Was ist mit dir? Hast du schon deine Leidenschaft gefunden? Das setzt natürlich nicht voraus, dass du zuvor eine schlechte Diagnose erhalten hast, aber sie kann natürlich dein persönliches Sprungbrett werden. Viele stecken bei einer Erkrankung den Kopf in den Sand, vergessen allerdings, dass sie den schwarzen Peter in eine goldene Gans verwandeln können. Mach dein persönliches Handicap zu deiner Leidenschaft und vielleicht sogar zu deiner Berufung.
Denn du hast die Chance, sei kein Opfer.
Claudia
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2 Kommentare
Ilke
Claudia, ich liebe deine Gedanken und deinen Blog. Du sprichst mir aus der Seele. Danke!
Viele Grüße Ilke
75237884
Liebe Ilke, ich danke dir für deine Antwort und kann dich vielleicht auch mit meinen nächsten Beiträgen inspirieren